Exportausweitung
von Redakteur
Trafo-Werke drängen in den Nahen Osten
Trafo-Werke drängen in den Nahen Osten
Die Traditionsfirma will ihren Exportanteil um etwa zehn Prozent erhöhen - mit neuen Vertriebspartnern im Iran, aber auch in Südafrika. Doch begeben sich die Erzgebirger dort nicht auf unsicheres Terrain?
Von Jan Oechsner
erschienen am 06.07.2017
Foto: Jens Uhlig
Thalheim. Die Thalheimer Transformatorenwerke sind künftig unter www.ttw.world im Internet zu finden. Am Adress-Ende der neuen Internetseite steht als Domain also ein kleines Wort, welches das große Ziel des kleinen Unternehmens an der Jägerstraße vorgibt: Der Begriff world steht für Welt. Größer geht es also gar nicht mehr.
"Auch das zeigt unsere Ambitionen", sagt Geschäftsführer Sven Meiselbach. Dann nennt er Zahlen: Derzeit habe das Unternehmen einen Exportanteil von etwa 30 Prozent, zwei von drei Produkten bleiben in Deutschland. Künftig soll die Rate aber auf 40 Prozent wachsen. Nur: In Europa verkaufen die Thalheimer schon fast in jedes Land - abgesehen von Bulgarien, Rumänien oder Finnland.
Meiselbach weiß auch schon, wo es künftig neue Märkte geben könnte. Die Thalheimer wollen vor allem in den Nahen Osten - und im kleineren Stil mit Stelltransformatoren auch nach Südafrika - die Zahl ihrer Vertriebspartner von 13 auf 15 erhöhen. "Was gut ist: Nicht wir sind auf die Vertriebsfirma im Iran zugegangen, sondern die auf uns. Das ist ein sehr gutes Zeichen, zumal es auch menschlich sehr gut passt. Ein Vertreter war erst vergangene Woche bei uns in der Firma." Bis Jahresende sollen die Verträge stehen. Doch begeben sich die Thalheimer gerade im Iran nicht auch auf politisch gefährliches Terrain? "Nein, denn das Klima vor Ort mit den Europäern ist mittlerweile sehr viel besser." Zudem wachse der Iran wirtschaftlich und sei auch deshalb wie ein Einfallstor für die gesamte Region. Stichwort: Syrien. Meiselbach: "Auch dort wird der Konflikt irgendwann beigelegt sein und das Land wieder aufgebaut werden. Das ist eine gute Chance für uns."
Seit Meiselbach vor etwa 16 Monaten die Firma als Geschäftsführer und Inhaber übernommen hat, erhöhte er die Zahl der Mitarbeiter von 15 auf derzeit 23. Sein bekanntester Coup war der SG 1200. SG steht für Schutzstromgerät. Es geht darum, große im Boden verankerte oder liegende Metall-Bauwerke leicht unter Strom zu setzen, um den Korrosionsverfall zu verlangsamen. Rost ist im Kern nichts anderes, als das ein Strom in positiver Richtung aus der Metallstruktur zu einem Elektrolyten, etwa eine Säure oder ein Salz, ausfließt. Durch diesen Ladungstransport werden Metallionen herausgelöst - es entsteht Korrosion. Mit einem Gegenstrom kann dies zumindest spürbar verlangsamt werden. Eine Technologie, die die Thalheimer nun verbessert haben. Auch der SG 1200 schickt diesen leichten Gegenstrom in Brücken oder Rohrleitungen. "Nur energiesparender, digital und fernsteuerbar." Zudem ist das Gerät kleiner und handlicher als andere am Markt", so Meiselbach. Damit haben sie auf der Hannover-Messe vergangenes Jahr gepunktet. Meiselbach: "Wir mischen damit gerade den Markt auf. Das Gerät wird von Großfirmen im Feld getestet."
Intern hat er auch - scheinbar kleine Dinge - im Unternehmen verbessert. Ob nun Prüf- und Laborgeräte, ob Transformatoren oder Schaltschränke - alle technischen Angaben zur Bedienung werden auf den Produkten künftig in der Landessprache des Kunden versehen. Das ist sinnvoll, wenn man weiter hinaus in die Welt will.