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Enduro, Schwalbe, S51 - und kein Ende

von Redakteur

Jan Oechsner

Simson-Treffen gibt es an fast jeder Ecke, eine Thalheimer Firma baut immer mehr Ersatzteile - und Langfinger mögen die Kult-Mopeds auch. Die Vehikel sind für viele interessant - und nicht tot zu kriegen. Eine Geschichte aus drei Perspektiven. 

Thalheim.

Als Sven Meiselbach noch Fluggerätebauer war - vor mehr als einem Dutzend Jahren - da hatte er drei Simsons. "Ich habe an ihnen rumgeschraubt, brauchte immer Ersatzteile." Heute ist er selbst wichtiger Ersatzteillieferant, heute ist Meiselbach Chef der Thalheimer Transformatorenwerke. "Wir stellen die Grundplatten mit Zünd- und Ladespulen her." 6 Volt? 12 Volt? Egal.

Erst Schrauber, nun Hersteller. Genau das hätte sich Meiselbach einst nicht träumen lassen. Doch so klein ist sie nun mal, die große Welt der Enduros, Simsons, Schwalben.

3000 dieser Grundplatten sind es mittlerweile. Tendenz steigend, so Meiselbach. Es ist nur ein kleiner Teil der Produktpalette, aber einer mit Prestige. Schon 1992 haben die Trafowerke die Rechte für den Weiterbau von der abgewickelten Fahrzeugelektrik Chemnitz erworben - plus Werkzeuge, Material, Montageplätze. Lange wurde noch für Simson selbst produziert - bis 2002 der Fahrzeughersteller aufgab. "Doch der Ersatzteilmarkt boomt. Noch heute fertigen wir die Spulen an acht Originalmaschinen", so Meiselbach. Gut, mittlerweile bauen auch die Chinesen die Spulen. "Die haben uns kopiert. Aber sie haben schlicht nicht unsere Qualität", so der Trafowerke-Chef.

Daniel Kühnert nickt. "Deren Qualität ist schlecht. Das hören wir überall", sagt der Chef des Motorsportvereins Simsonfreunde in Ursprung. 37 Mitglieder zählt die Truppe mittlerweile, sie stellt gerade das 19. Simson-Treffen für den September auf die Beine. "Wir haben mal mit zwei Dutzend Simsons angefangen. Jetzt liegen wir bei 150", so Kühnert stolz. Ein Indiz für ihn, dass der Kult um Simson, Enduro oder Schwalbe nicht nur anhält, sondern wächst. Es werde wieder alles an Erzatzteilen produziert, weil es eben einen Markt gebe, so der Vereinschef. "Selbst die Heidenau-Reifen, die eine richtige Simson haben sollte, werden wieder produziert." Er redet, als sei er mit den Vehikeln groß geworden. Dabei ist der junge Mann erst 27, kennt selbst also wirklich nur die Post-Simson-Ära.

Diese Technik auf zwei Rädern eines Staates, den Kühnert nie kennengelernt hat, sei sehr bewährt, so der junge Mann. Und die Fahrzeugpreise auf dem Simson-Markt würden steigen. "Ich selbst habe einer alten Dame jüngst eine Schwalbe mit Halbautomatik und Hydromatikschaltung abgekauft. Ihr war der Preis egal, Hauptsache das Stück komme in gute Hände, sagte sie", so Kühnert. Auf 400 Euro hätten sie sich geeinigt. Im Internet wäre das unter 1000 Euro nicht weggegangen. "Solche Preise waren vor Jahren noch undenkbar." Das locke auch Langfinger an, so Kühnert. In der Tat meldet die Polizei öfters geklaute Mopeds der Marke - kürzlich ist eine rote S 51 aus einer verschlossenen Garage in Hartenstein gestohlen worden. Das Moped war noch 600 Euro Wert.

Ein Blick nach Suhl. Dort wurden die heute kultigen Kräder einst hergestellt. Etwa die Schwalbe, mit der viele DDR-Jugendliche erste Erfahrungen mit motorisierten Zweirädern machten. Das Moped kostete

einst 1265 DDR-Mark. Mehr als eine Million Stück wurden zwischen 1964 und 1986 produziert. Doch Simson musste nach der Wende die Segel streichen. Bei der Zwangsversteigerung am 1. Februar 2003 wurde die MZA Meyer-Zweiradtechnik-Ahnatal GmbH Eigentümer der Waren- und Lagerbestände sowie eines umfangreichen Werkzeugpakets. Deren Anfänge reichen ins Jahr 1993 zurück: "Die Geschäftstätigkeit im anfänglichen Garagenbetrieb erstreckt sich vom An- und Verkauf gebrauchter Simson-Fahrzeuge bis zum Verkauf von Ersatzteilen auf Oldtimermärkten." Weil das Geschäft mit Ersatz- und Neuteilen aber boomt, baut MZA derzeit ein neues Logistik- und Fertigungszentrum in Meiningen. Grund: "Die in Vellmar befindliche zentrale Auftrags- und Versandabwicklung stößt erkennbar an Grenzen", so MZA.

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